Eigenes Wissen weitergeben – per E-Learning

von Philipp Riederle

E-Learning erlaubt nicht nur das flexiblere Aneignen von Lernstoff, sondern auch selbst individuelle Inhalte zu vermitteln. Diese bringt viele Vorteile und hilft beim Wissensmanagement. Wie ihr ohne viel Aufwand davon profitieren könnt, besprechen wir in dieser Episode.

Inhalt der Folge

Wissen weitergeben

E-Learning dient nicht nur dazu, selbst Neues zu erlernen, sondern auch dazu, ganz unkompliziert unternehmensinternes Wissen an die Kollegen weiterzugeben.

Durch die schnelle und regelmäßige Veränderung des eigenen Unternehmens, der Arbeitswelt und der Produkte ändert sich auch unser Wissen stetig. Alle müssen sich also immer häufiger und regelmäßiger auf den neuesten Stand bringen und in kurzer Zeit möglichst viele anwendbare Inhalte erlernen. Effizienz und Effektivität sind dabei essentiell!

E-Learning erleichtert das Onboarding neuer Mitarbeiter, es fördert den Wissensaustausch zwischen den Abteilungen. Produktschulungen werden durchgeführt und Informationen über unternehmensinterne Prozesse oder unternehmensspezifisches Wissen an Kollegen und Mitarbeiter weitergegeben.

Aber nicht nur für interne Gruppen kann ein eigens erstelltes E-Learning interessant sein, sondern auch für Personen außerhalb des Unternehmens. Es kann der Kundenbindung oder dem Marketing und Employer Branding dienen. Es ermöglicht Online-Schulungen zu den eigenen Produkten und kann sogar zu einer zusätzlichen Einnahmequelle ausgebaut werden. McKinsey, Microsoft und Teanaris beispielsweise produzieren wie weltweite Eliteuniversitäten Kontent.

Ein angenehmer Nebeneffekt beim Selbsterstellen von E-Learning-Inhalten ist außerdem das Lernen und Vertiefen von Wissen bei den Produzierenden selbst. Das wird von einem etablierten pädagogischen Konzept beschrieben: Lernen durch Lehren.

Strategien und Erfolgsfaktoren

Beim Lernen ist es wie mit dem Fitnessstudio. Das beste Ergebnis erhält man, wenn man regelmäßig trainiert. Doch oft kauft man sich ein Lehrbuch oder eine App – und benutzt beides am Ende doch selten.Die Inhalte müssen daher so verpackt werden, dass es leichtfällt, sie zu konsumieren und dranzubleiben. Besonders bei der digitalen Generation treten die E-Learning-Inhalte in Konkurrenz zu allen anderen Inhalten, wie Facebook oder Instagram.

  • Um E-Learning erfolgreich einsetzen zu können, sollten die Inhalte über Mobile Learning zur Verfügung stehen, damit auch nebenbei im Flieger oder in der Bahn gelernt werden kann.
  • Ein Instant-Zugang zum Inhalt ermöglicht ein Just-in-Time-Learning: Man kann sich Inhalte dann aneignen, wenn man sie gerade braucht.
  • Bewährt hat sich beim Mobile Learning außerdem das „bite-size“ oder „Microlearning“. Dabei wird der Lerninhalt in möglichst kleine Happen unterteilt. Das senkt die Einstiegshürde, weil man so auch nebenbei eine kleine Einheit lernen kann, ohne viel Zeit aufzuwenden. Die Ergebnisse kurzer, regelmäßiger Einheiten sind meist besser als die langer Lernphasen.

Anspruchsvollere Strategien sind Gamification, Virtual Reality oder Omnilearning.

  • Gamification kann die Motivation durch spielerische Gestaltung mit Challenges, bunten Abzeichen und Videogames erhöhen.
  • Bei Virtual Reality geht es darum, sich virtuell an den Ort des Geschehens zu begeben. Großunternehmen wie beispielsweise BP oder Exon benutzen Virtual Reality für das Training des Personals in Ölraffinerien.
  • Ein neuer Trend ist das Omnilearning. Ähnlich einer Fitness-App werden die E-Learning-Portale mit Tracking, Dashboards für den persönlichen Fortschritt, kontextspezifische Meldungen und Erinnerungen ausgestattet, um die Motivation erhöhen.

Der Mix macht’s! Um Effektivität und Kontinuität weiter zu erhöhen, bietet sich an, Online mit Offline zu verbinden. Ein solcher Online-Offline-Link kann die Vorteile beider Methoden kombinieren. Dieses Konzept des Blended Learning ist inzwischen relativ etabliert und bietet die beste Lernerfahrung. Es bedeutet, dass Inhalte teils online, teils persönlich vermittelt werden.

Idealerweise wird das E-Learning durch ein E-Mentoring unterstützt, bei dem der Lernende standortunabhängig über das Netz auf einen großen Pool an Mentoren zugreifen kann. Die Mentoren können thematisch gewählt werden und auch sofortige Hilfe bei Notfällen oder Vertiefungen leisten.

Ein eigenes E-Learning herstellen – aber wie?

Wer soll die E-Learnings machen?

Jeder Mitarbeiter, der Expertise hat oder gut lehren kann, sollte die Möglichkeit bekommen, ein E-Learning zu gestalten.

Jeder kann E-Learning mit wenig Aufwand selbst erstellen. E-Learning-Experten im Unternehmen können eingesetzt werden, um den inhaltlichen Experten zu helfen, ohne Probleme E-Learning-Beiträge in ihrem Fachgebiet selber zu erstellen.

Zwei Professoren der European Business School haben ein 5c Framework entworfen, um die besten Onlinelehrer zu empfehlen. Dabei sollte der Lehrende charismatisch, kompetent und durch das Lehren mehrerer Einheiten konsistent sein. Der Lehrende selbst sollte als Kompensation auch etwas vom Lerninhalt abbekommen und durch Contribution, wenn nötig, Hilfe bei technischen Fragen erhalten.

Inhaltsaufbereitung

Idealerweise sollte man nur die Inhalte selber herstellen, die es nicht schon online gibt. Wie ausgiebig ein Thema behandelt wird und wie weitgreifend das E-Learning ist, kommt natürlich auf den Inhalt an. Videos können von 10 Minuten bis zu einer Stunde dauern. Wenn Sie von Kollegen schon häufiger zu einem Thema befragt wurden, ist das beispielsweise ein guter Anlass, eine E-Learning-Einheit dazu zu machen.

Um die entsprechenden Inhalte online zur Verfügung zu stellen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder laden Sie einfach das Video auf YouTube oder das Intranet hoch, oder Sie richten eine echte Lernmanagementumgebung ein.

Die Herstellung der E-Learning-Inhalte kann ganz einfach beginnen. Mit einer Screencast Software verbinden Sie Bildschirm und Webcam und erstellen die Beiträge mithilfe eines einfachen Schnittprogramms.

Es gibt außerdem E-Learning-Tools wie Easygenerator, die versprechen, dass jeder Mitarbeiter mithilfe der einfachen Vorlagen und der intuitiven Nutzeroberfläche Kurse ganz einfach und ohne Vorwissen selber kreieren kann. Um einen Schritt weiter zu gehen, kann man sich auch im Unternehmen ein kleines E-Learning-Studio mit fest installierter Kamera einrichten.

Und jetzt loslegen!

  • Kulturelle Voraussetzungen schaffen 

Es bedarf einer Unternehmenskultur, in der Wissensmanagement und Life long learning fest verankert sind und eine entsprechend große Rolle spielen. So können sich Mitarbeiter gegenseitig motivieren; sie können das E-Learning als Work in Progress oder eigene Lernerfahrung sehen, bei der Wissen smart weitergegeben werden kann.

  • Software und Infrastruktur 

Es reicht oftmals ein einfaches Video, bei dem die Nutzung kostenloser Software ausreichend ist.

  • Freiwillige finden 

Erstellen Sie den Inhalt nicht selber, dann müssen Sie motivierte Kollegen finden, die Lust haben, ein E-Learning für ihre Kollegen herzustellen.